Brutautomaten brauchen Strom. Je kälter die Umgebung ist, umso mehr Energie ist nötig, um die geforderte Bruttemperatur zu halten. Bei mir stehen zwei Brüter Janoel JN12 in einem (eigentlich) ungeheizten Raum. Die Bruteier brauchen über viele Tage optimale Temperaturen und möglichst geringe Temperaturschwankungen.
Beim Starten des Brutvorganges heizt sich der JN-12 auf die eingestellte Temperatur hoch. Meist sind das 37.6 °C. Danach schaltet die Heizung aus, der Brutraum kühlt sich durch die Wärmeverluste an die Umgebung ab. Wird eine bestimmte Temperatur unterschritten, muss erneut geheizt werden.
Die Temperatur im Brüter ist also ein ständiges Auf und Ab. Der Temperaturbereich zwischen minimaler und maximaler Temperatur wird "Hysterese" genannt. Das geht 17 Tage so, wenn man Wachtel-Bruteier brüten lässt. Bei Enten bzw. Laufenten dauert es sogar 28+x Tage.
Der Janoel JN-12 besteht aus dünnem, unisolierten Plast. Das begünstigt die Auskühlung des Brutautomaten bzw. Wärmeverluste an den Raum. Gerade in den Wintermonaten ist der Wärmeverlust besonders hoch. Ich habe keine Lust, das Zimmer elektrisch zu heizen, erst recht nicht mit Brutautomaten. Es besteht ja die Gefahr, dass die Wärmeverluste an kalten Tagen so groß sind, dass es die kleine Heizung des Brüters nicht mehr schafft. Schließlich leuchtete die LED für die Anzeige "Heizung aktiv" oft durchgehend.
Spätere Tests ergaben, dass es die Heizung des JN 12 ab einer Umgebungstemperatur unter 10 °C nicht mehr schafft, die Bruteier auf Temperatur zu halten. Das steht aber auch im Handbuch!
Mir der Gedanke, den Brutautomaten wärmetechnisch zu optimieren. Als einfachste Variante erschien mir, den Brüter in eine Styroporbox zu packen. Diese Styroporboxen kannte ich noch vom Versand von Zierfischen, dem Versand von Frostfutter usw.
Ich beschaffte mir eine Box in passender Größe und packte den Brüter hinein. Deckel zu, Testlauf gestartet.
Doch schon am nächsten Morgen traf mich fast der Schlag. Der Brutautomat zeigte auf dem Display 45 °C an und blinkte zwischendurch kurz mit einem "H".
Was war passiert? "H" bedeutet, dass die eingestellte Höchsttemperatur überschritten wurde. Die LED der Heizung leuchtete aber nicht.
Was verursachte die für das Brüten viel zu hohe Temperatur von 45°C? Ich machte mehrere Versuche und fand heraus, dass die Elektronik des Janoel offenbar sehr viel Wärme abgibt. Der Regelbereich des Brutautomaten gerät völlig außer Kontrolle, wenn die Umgebungstemperatur zu hoch ist. Der Brüter ist möglicherweise darauf angewiesen, zu einem gewissen Teil von außen gekühlt zu werden. Die eingebaute Heizung liefert also nur einen Teil der benötigten Wärme.
Problematisch ist, dass der Brüter keine eingebaute Kühlung hat und bei zu hohen Umgebungstemperaturen schlicht versagt. Man ging bei der Entwicklung wahrscheinlich davon aus, dass die Umgebungstemperatur IMMER niedriger als 37°C ist und dass sich der Brüter an der Umgebung abkühlen kann. Deshalb gibt es wohl auch nur eine Heizung.
In der Vergangenheit hatte ich sogar die Idee, den Brutautomaten in das Serverrack meiner Firma zu stellen, die Restwärme der Server zu nutzen und dadurch Stromkosten für das Brüten zu sparen. Aber auch das wäre -sobald mehr als 37 Grad im Schrank geherrscht hätten- gründlich schief gegangen.
Schlussfolgerung: Ist die Umgebung zu warm, sind die Bruteier im Janoel JN12 hoffnungslos verloren. Gleiches gilt, wenn die Umgebung zu kalt ist.
Im Handbuch des Janoel JN-12 steht zwar, dass man den Brutautomaten nicht "in heißen Räumen" betreiben bzw. "nicht dem direkten Sonnenlicht aussetzen" soll, ein exakt definierter Umgebungstemperaturbereich fehlt aber.
Experiment gescheitert, trotzdem was gelernt.